Traditionelle Chinesische Medizin

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist ein umfassendes Medizinsystem, das in China entwickelt wurde und zu den ältesten Medizinsystemen dieser Welt gehört. Alleine die literarischen Belege reichen über 2’500 Jahre zurück und gehören zu den ältesten überhaupt. Archäologische Funde lassen vermuten, dass die Anfänge der Akupunktur über 5’500 Jahre zurück reichen.

Entgegen dem somatischen (auf Krankheitsbilder bezogenen) und materiellen Ansatz der Westlichen Medizin stellt die TCM eine funktionelle und ganzheitliche Medizin dar. Ihre Erkenntnisse und Therapieformen stützen sich auf biologische und energetische Vorgänge ab und wurden von der daoistischen Betrachtung der Natur abgeleitet.

In der TCM hängt die Gesundheit jedes Menschen vom Gleichgewicht zwischen den gegensätzlichen Kräften Yin und Yang (wie Tag und Nacht) und dem ungehinderten Energiefluss innerhalb der 5 Wandlungsphasen (Elemente) ab. Solange die Energie (Qi, „Tschii“ gesprochen) in unserem Körper frei fliessen kann, besteht ein Gleichgewicht (Homöostase) zwischen den Organen, den unterschiedlichen Qi-Formen und Flüssigkeiten (Yin Ye). Durch zu starke oder schlechte Einflüsse gerät das Qi ins Stocken (Blockade/Stenose), wodurch das Gleichgewicht gestört und dadurch Schmerz und Krankheit entsteht.

Die Energie fliesst wie das Wasser durch unseren Körper und ernährt so alle Gewebe. Wie das Blut durch Blutgefässe, fliesst auch das Qi durch energetische Gefässe, den Meridianen und Netzgefässen. Entsteht ein Stau, beispielsweise durch einen Unfall, Verspannung oder heftige Emotionen, dann staut sich die Energie vor dem Hindernis und dahinter entsteht entsprechend eine Leere. Der Energiestau (Völle, Druck) verursacht Schmerzen, die Energieleere verursacht eine Unterversorgung und Schwäche dieser Region.

Geschichte

Zeichen eines medizinischen Systems existierten bereits in der Shang Periode (ca. 1’600-1’100) in China. Diese können aber nicht als die Anfänge der Chinesischen Medizin, welche heute praktiziert wird, angesehen werden. Vielmehr handelte es sich um Ahnen-Medizin, in welcher Krankheiten die Konsequenz der Wünsche von wütenden oder unzufriedenen Ahnen darstellten. Die Therapie bestand deshalb darin, die Ahnen mit durchaus weltlichen Gaben wie Essen, Kleidung, Tees und anderen «Opfergaben» zufrieden zu stellen.

Während der folgenden Zhou Periode (1’027-221 v.Chr.), welche am Ende von der Periode der kriegerischen Staaten geprägt wurde, veränderte sich die praktizierte Medizin stark. Unter dem Einfluss der daoistischen und konfuzianischen Philosophien, welche unter anderem konzipiert wurden um neue Ansätze für ein Ende der schrecklichen Wirren dieser dunklen Zeit zu finden, entwickelte sich ein neues Medizinsystem. Konfuzianische Gedanken wie systematische Entsprechungen (z.B., Yin und Yang und 5 Wandlungsphasen Theorien), das Mittelmass, und streng hierarchische Strukturen sowie taoistische Konzepte wie Mikrokosmos-Makrokosmos und das Leben mit und im Fluss der Natur prägten neue Ideen der Medizin. Diese neuen Ideen legten die Grundsteine für die wenig später publizierten ersten Grundlagewerke der noch heute in all ihren Varianten praktizierten Chinesischen Medizin.

Kurz vor dem Jahr Null (221 v.Chr.) vereinte Shi Huang-di China nach vielen hunderten Jahren Krieg. Besessen vom Gedanken, alte Ideen auszurotten, ordnete er die Verbrennung aller Bücher an. Glücklicherweise schloss er die Bücher der Medizin, Forstwartung und Agronomie von dieser Verbrennung aus. Weiter setzte er alles daran, das Land zu vereinen. Er normierte und standardisierte Titel, Wagenräderbreite, Masse und anderes. Er baute Strassen und Kanäle und errichtete eine grosse Hauptstadt, indem er tausende von Familien umsiedelte. Auch die damals praktizierte Medizin wurde institutionalisiert und standardisiert. Die folgende Han Dynastie (206 v.Chr. – 220 n.Chr.), anfänglich von einem gütigen und einfachen Herrscher regiert, wurde zur ersten Blüte- und eigentlichen Ursprungszeit für die Traditionelle Chinesische Medizin.